Was uns aus Rumänien berichtet wird, klingt nicht nach „triefendem Segen“. Die Situation in Bezug auf die Corona-Pandemie ist regional sehr unterschiedlich. In manchen Orten gibt es keinen einzigen Infizierten.
Andere Dörfer und Städte haben schon über viele Wochen Probleme mit erhöhten Fallzahlen, hinter denen immer konkrete Menschen mit ihren Schicksalen stehen.
Dan Dumitru, einer der leitenden Pastoren der Romakirche, musste ins Krankenhaus eingeliefert werden und hat etwa drei Wochen auf der Intensivstation gelegen.
Er ist dankbar, dass er überlebt hat und nun wieder zu Hause sein kann. Aber er ist sehr schwach und kann nur wenige Schritte gehen, bis er erschöpft ist. Weil er nicht arbeiten kann, unterstützen wir seine Familie zunächst bis Dezember mit einem monatlichen Zuschuss von 120 Euro.
Dan Dumitrus Gemeinde in Lazaresti war besonders von Corona betroffen. Auch 37 seiner Gemeindeglieder mussten stationär behandelt werden. Die Kirche wurde von der Gemeindeleitung geschlossen. Es fanden einige Monate lang keine Veranstaltungen statt.
Auch ein Pastor aus Belin und einige seiner Gemeindeglieder mussten stationär behandelt werden.
Wenn eine Großfamilie in Quarantäne gehen muss, leben manchmal 25 oder mehr Menschen auf einem Hof und damit auf engem Raum zusammen. Das steigert oft die Infektionsgefahr erheblich und die psychische Anspannung sowieso.
Pastor Vasile Ghica hat uns berichtet, dass er einige Gemeindeglieder aus verschiedenen Orten beerdigen musste, teilweise auch jüngere Menschen. Und die Verantwortlichen sind in großer Sorge, dass mit den kühleren Temperaturen die Zahl der Kranken zunehmen wird.
Wir haben die Hungerhilfe im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie zunächst ausgesetzt. Zum einen sind in den Sommermonaten nur wenige Spenden für diesen Zweck eingegangen. Zum anderen gibt es für viele Leute wieder Arbeit in der Landwirtschaft oder bei der Stadtreinigung. Wir wollen mit unserer Hilfe keine Abhängigkeiten erzeugen, sondern Menschen ermutigen, ihre eigenen Möglichkeiten zu nutzen.
Einen wunderbaren Abschluss der Hungerhilfe gab es in Merceasa. Dort haben einige Gemeindeglieder aus Sacele die Familien zu einem gemeinsamen Mittagessen eingeladen. Die Frauen haben miteinander Kartoffeln geschält und einen kräftigen Eintopf zubereitet. Bei schönstem Wetter konnten alle gemeinsam auf der Wiese sitzen, gemeinsam essen und für ein paar Stunden den schweren Alltag vergessen. Und es hat noch viel mehr bewirkt: Das Gefühl, nicht vergessen zu sein, angesehen zu sein, ist für Viele ganz neu und gibt ihnen Hoffnung.

Die Familien wissen, dass im Winter der Hunger an die Tür klopfen wird. Natürlich können und wollen wir dann nicht die Ohren verschließen, wenn uns ein Hilferuf erreicht. Aber wir wollen auch unsere langfristigen Projekte nicht vernachlässigen. Bildung macht nicht nach wenigen Wochen satt, aber in der nächsten Generation eine ganze Familie.

Liebe ist das einzige, was wächst,
wenn wir es verschwenden.

Ricarda Huch