Liebe Freundinnen und Freunde,

das sind keine einladenden und erstrebenswerten Aufgaben. Manchem fällt es schon schwer, sich von seiner geliebten Modelleisenbahn oder seiner Legosammlung zu trennen. Für manche ist es eine große Überwindung, die wunderbaren, aber nicht mehr passenden Kleider, wegzugeben. Wie viel schwerer ist es, lieb gewordene Menschen loslassen zu müssen, vor zerbrochenen Beziehungen zu stehen oder

Lebensträume zerplatzen zu sehen. Dann stellen wir Fragen: Wo ist Gott? Warum konnte das passieren? Wie soll es weitergehen? Wir haben keine Antwort auf das Leid, das uns umgibt oder das uns gar selber trifft. Wir haben nicht die trostvollen Worte, die uns weiterhelfen. Manchmal finden wir keine Worte für den Anderen und auch keine Worte zum Beten. Und manchmal können wir Gott nur anschreien und ihm unsere Klagen hinschleudern. Wir stochern im Nebel und hätten doch gerne festen Grund unter den Füßen. Wir buchstabieren uns durch die Klagen der Psalmbeter und Propheten und würden doch lieber Loblieder singen.

Manchmal fällt ein Lichtstrahl in das dunkle Verlies unserer Verzweiflung.Und manchmal beginnt auch ein neuer Weg – oder wenigstens die ersten zaghaften Schritte.

Die beiden Halbsätze „Wenn ich auch …, so ist doch …“ passen nicht zusammen – nicht einfach so, weil es schön klingt. Sie sind eher das Ergebnis eines langen Ringens mit Verzweiflung und Zweifeln, mit Hoffnungslosigkeit und Wut. Es ist auch nicht der Gipfelblick mit großer Weitsicht und wunderbaren Glücksgefühlen. Es ist immer noch das dunkle Loch. Es ist immer noch dieselbe Not. Aber es gibt einen Lichtblick in der Finsternis. Es gibt eine Orientierung in der Dunkelheit.

Und vielleicht beginnt wieder ganz zart Vertrauen zu wachsen. Vertrauen in einen Gott, der mich manchmal schrecklich enttäuscht, der ganz weit weg scheint, der mir scheinbar nichts Gutes gönnt. Aber dieses Vertrauen kann wachsen, weil er mir nicht als der starke Held begegnet, sondern als der mitleidende Freund. Er zeigt uns, dass er uns nahe sein will.

Am deutlichsten wird das in der Passion seines Sohnes. Im Leiden, in der Schwachheit, in der Niederlage hält er stand – und hält zu uns. Im Leiden zeigt er seine Leidenschaft für uns. Und er zeigt uns auch, dass seine scheinbare Pleite von Karfreitag nicht das Letzte ist. Dass aus dem „Warum hast du mich verlassen?“ der Osterjubel entstehen kann.

Ob Sie gerade im Dunkeln sitzen oder auf der Sonnenseite des Lebens stehen: Sie dürfen wissen, dass Gott Ihnen nahe ist.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen im Namen unseres Vorstands eine gesegnete Passions- und Osterzeit.

Im Namen unseres Vorstands grüßt Sie herzlich,

Matthias Netwall (Geschäftsführer)

Glaube ist ein Vogel, der singt,
wenn die Nacht noch dunkel ist.

Aus Indien